„Leute, ihr müsst mal anfangen, euer Gehirn zu benutzen und Dinge zu hinterfragen.“
Dieser Ausspruch ist eine meiner letzten Erinnerungen, bevor Herr Niegel gegangen ist. So hätte übrigens auch der inoffizielle Titel jeder seiner Unterrichtsstunden lauten können. Einer Sache auf den Grund zu gehen, Gedanken auszuformulieren und - gemäß der obigen Aussage - die letzte Ecke des Hirns dafür auszuquetschen waren stets der Anspruch an die Schüler. Und wenn man richtig lag mit der Antwort, war ein dezentes Nicken die Belohnung, manchmal noch verfeinert mit dem lakonischen „Joa, kann man so sagen.“
Herr Niegel war aber nicht nur ein fantastischer Lehrer (Um in seiner Terminologie zu bleiben: Er füllte mehrere Rollen aus), der sich womöglich seines Werts und der Bedeutung für die Schüler nicht bewusst war. Durch sein simples Erinnerungsspiel - „Ich heiße Soundso und liebe meine Katze“ - hatte er bereits am ersten Schultag dafür gesorgt, dass aus namenlosen Mitschülern Klassenkameraden wurden, die sich nicht länger mit Du,äh,du ansprechen mussten. Eingewoben in den Unterricht gab er oft Anekdoten zum Besten, die den Eindruck eines interessanten Lebens hinterlassen.
Herr Niegel, ich verneige mich.
Martin, PFK117
